Patrozinium Hl. Leopold, Pfarre Hatlerdorf
16. November 2025, Martin Fenkart
Ich wünsche euch allen einen schönen guten Morgen.
Zum Festtag des Heiligen Leopold habe ich die künstliche Intelligenz gefragt: „Was verbindet das Hatlerdorf und die Welt?[1]“ Die Antwort ist interessant ausgefallen. Die künstliche Intelligenz meinte wörtlich: „Das Hatlerdorf liegt nicht in der Welt, sondern ist ein wichtiger Stadtbezirk der österreichischen Stadt Dornbirn in Vorarlberg.“
„Do han i scho lacha müssa: I han mir des eh irgendwia all scho denkt, dass das Hatlerdorf andersch ischt als da Rescht vo da Wealt. Hatler sind halt Hatler.
Viellicht ischt des Hatlerdorf jo scho da Vorhof vom Himmel. Und viellicht ischt die Loatara, die do mitta i da Kircha stoht jo die Himmelsleiter.“
Vermutlich haben Sie sich auch schon gefragt: Warum steht diese Leiter hier heute mitten in dieser Kirche? Ich kann Sie beruhigen. Es ist keine Himmelsleiter und niemand hat sie vergessen. Die Leiter übernimmt heute für uns die Predigt. Sie erzählt uns ihre Geschichte und lädt uns ein, dass wir auf sie hinaufsteigen.
Eine Leiter und ein YES
Die Geschichte[2], die mir erzählt wurde, hat sich in London zugetragen. Da war ein Besitzer einer Galerie und der hat eines Tages John Lennon eingeladen. John Lennon – sagt Ihnen bestimmt was, oder?
Der Mitbegründer der Beatles war vermutlich noch nie im Hatlerdorf, aber man kennt ihn trotzdem hier. Er sollte einen Tag vor der offiziellen Eröffnung einer Kunst-Ausstellung die Kunstwerke einer japanischen Konzeptkünstlerin anschauen. Natürlich alleine, vertraulich und ganz exklusiv. John Lennon war – so die Erzählung - zunächst nicht besonders begeistert, weder von der Künstlerin, noch von den Objekten. Und dann ging er in einen Raum und der war völlig leer. Und da stand plötzlich eine solche Leiter. Hatte man die einfach stehen gelassen? Warum war sie noch im Raum?
John Lennon ging näher an die Leiter heran. Plötzlich stellte er fest, dass von der Decke herab eine Leine hing und über der Leiter schwebte. Und an der Schnur war ein Vergrößerungsglas angebracht – eine Lupe. Da wurde er neugierig und interessiert. Was ist das? Was soll das?
Er stieg die Leiter hinauf, nahm die Lupe in die Hand und schaute nach oben an die Decke. Da standen ganz einfach nur drei Buchstaben geschrieben.
Ein einziges Wort: YES /JA. Dieser Moment – diese Begegnung mit der Leiter und dem Wort YES verwandelte sein Leben. John Lennon verliebte sich in die Künstlerin, das war Yoko Ono, und sie verliebte sich in ihn. Nichts davon war geplant. Irgendwann später schrieb sie laut der Erzählung über dieses Ereignis:
„I wasn't expecting anything, but it worked, didn't it?“
„Ich habe mir nichts erwartet, aber es hat funktioniert, nicht wahr?“
Und John Lennon sagte demnach: Er hätte bei zeitgenössischer Kunst ganz etwas anderes erwartet. Das YES habe ihn umgehauen. Eine Leiter und 3 Buchstaben haben sein Leben verändert.
Alles hat begonnen mit diesem JA an der Decke.
Damit das Gute in die Welt kommt, müssen wir manchmal auf eine Leiter steigen und wir brauchen viel Vorstellungskraft. Damit das Gute in die Welt kommt, müssen wir uns manchmal Zeit nehmen, stehen bleiben, uns unterbrechen lassen und ganz genau hinschauen. Damit das Gute in die Welt kommt, braucht es manchmal vielleicht einfach nur ein JA. Ein JA zu mir selber. Oder ein JA zu dir.
Über die Leiter ins Evangelium einsteigen
Nehmen wir die Leiter zur Hand und steigen wir über diese Leiter in eine zweite Geschichte ein, in die Geschichte, die wir im heutigen Evangelium gehört haben.
Wir erinnern uns: Jesus warnt die Seinen davor, sich auf die äußeren Sicherheiten zu verlassen. Er sagt zu seinen Zuhörern[3]: Ruht euch nicht einfach so aus und verlasst euch nicht auf die Pracht des Tempels. Verlasst euch nicht auf seine Schönheit auf seinen Glanz. Denn es werden Tage kommen, da wird alles zusammenbrechen. Alles wird zerstört werden. Kein Stein dieses Tempels wird auf dem anderen bleiben.
Das war eine heftige Botschaft für die Juden dieser Zeit. Denn der Tempel war Ort des Gebetes für das Hl. Volk Gottes - Wohnort Gottes in ihrer Mitte. Der Tempel war Pilgerzentrum und auch Handelszentrum. Und der Tempel stand u.a. für die Erwählung und die Einheit des Volkes Israel.
Jesus kündigte an: Das alles wird zusammenbrechen. Und er sagte: „Dann, wenn alles zusammenbricht, dann bleibt standhaft im Glauben; dann habt keine Angst; dann lasst euch nicht entmutigen; dann bezeugt mich in dieser Welt und sagt JA zu mir; dann rechnet mit meiner Gegenwart – mit meinem JA.“
Dieser Text spricht auch heute zu uns. Er ist nicht weniger aktuell als vor 2000 Jahren. Wenn kein Stein auf dem anderen bleibt, dann sagt Gott JA zu uns. Wenn alles zusammenbricht, rechnen wir mit seiner Gegenwart und können JA zu ihm sagen. Und so können wir heute beten: „Ja Gott, ich will dich bezeugen vor den Menschen, weil du mich liebst und mir zuhörst; weil dein Herz für mich schlägt; weil du mir hilfst und mich rettest.“
Ja sagen durch unsere guten Taten
Aber wie kann unser JA zu Gott im Alltag konkret aussehen? Da ist die eine Möglichkeit, vor allem durch unsere Taten JA zu Gott zu sagen. Wenn wir die Dinge, die wir tun, in Liebe tun und sei es, „…dass wir eine Stecknadel in Liebe vom Boden aufheben“[4]. Wir können durch unsere Taten zu Gott JA sagen gemäß dem bekannten Ausspruch „Verkünde das Evangelium. Und wenn es notwendig ist, gebrauche dafür auch Worte“.[5]
Dahinter steckt der Gedanke, dass Menschen Wege zu Gott finden können, weil sie ihn durch unsere Taten, durch unsere Mithilfe, durch unsere Nächstenliebe oder Anteilnahme erkennen und nicht durch große Worte. Das ist entscheidend wichtig.
Ja sagen durch unser Bekenntnis zu Gott
Manchmal braucht es darüber hinaus auch das explizite Bekenntnis im Wort, das JA zu Gott. Ich meine eine leidenschaftliche Begeisterung, die aus dem Herzen strahlt und aus den Augen funkelt. Es braucht ein „Ja, ich glaube, Gott ist mit uns.“ Und mit dieser kleinen Geschichte möchte ich heute schließen.
Meine Frau und ich waren zu Gast bei Freunden zum Abendessen. Und dieser Abend ist mir noch lange in Erinnerung geblieben. Der erste Gang des Abends war ein feines Kürbis-Cremesüppchen. Dieses war natürlich aus dem Thermomix.
Wer von Ihnen kennt jemanden, der einen Thermomix besitzt?
Oder wer kennt jemanden, der einen Thermomix besitzt?
Der zweite Gang: Dattel-Feige-Aufstrich und zwei weitere Aufstriche - natürlich aus dem Thermomix. Worüber wir den ganzen Abend gesprochen haben: vor allem über den Thermomix. Die Nachspeise? Ein warmes Schokoladeküchlein mit selber gemachtem Vanilleeis – natürlich aus dem Thermomix. Auf der Heimfahrt im Auto haben meine Frau und ich uns dann gefragt, ob wir überhaupt noch ohne Thermomix weiterleben können…
Die Thermomix-Missionare sagen JA zum Thermomix und erzählen allen davon.
Unsere Zeit, unsere Welt, die Pfarre Hatlerdorf braucht Menschen, die mit derselben Begeisterung JA zu Gott sagen und von ihm reden wie die Thermomixer.
Es ist wichtig, dass wir Worte finden, die zum Ausdruck bringen, dass der Glaube an Jesus Freude bringt; dass der Glaube an Jesus Trost bringt; dass der Glaube an Jesus uns Hoffnung bringt, für die Menschen und die Welt
Danke sagen
Stellen wir uns zum Schluss – an diesem Festtag - noch einmal gedanklich auf die Leiter. Aber bitte nicht alle gleichzeitig. Sagen wir danke all jenen, die ein großes JA gesagt haben zu dieser Kirche und zu dieser Pfarrgemeinde: den Erbauern dieser Kirche, allen, die sie hegen und pflegen und beleben, dem Pfarrer, der Gemeindeleiterin, dem Chor, allen Arbeitskreisen, den Ministranten, allen in der Sakristei, in der Kirche und um die Kirche herum in der Gemeinde. Danke euch allen.
Auf den Punkt gebracht
Nehmen wir gedanklich noch einmal die Lupe in die Hand auf der Leiter und entdecken wir das JA auf der Decke. Es ist ein vierfaches Ja: Da ist ein JA von mir zu mir. Da ist ein JA von mir zu dir. Da ist ein JA von Gott zu mir und. Da ist ein JA von mir zu Gott.
Amen
[1] Recherche chatgpt
[2] Idee durch Vortrag Dr. Bernhard Mutius, Zukunftsdenker – Henry-Dunant-Museum Heiden
[3] Lukas 21, 5 - 19
[4] Zitat der Hl. Theresia von Lisieux
[5] Zitat wird dem Hl. Franz von Assisi zugeschrieben